Bodo Rott
(* 1971 Ingolstadt)
„Mich befriedigt das Malen, wenn es mich überrascht,“ sagte Bodo Rott bei einem Interview während einer Ausstellung 2014. – Überrascht werden kann der Betrachtende beim Anblick von Rotts kleinteiligen Arbeiten immer wieder. Der Blick tastet sich durch das Netzwerk aus Formen und Farben, geht bisweilen fast verloren, doch fasst dann wieder einen Gegenstand im Geflecht. Rott malt seine wuchernden Bildwelten unmittelbar auf die Leinwand. Dabei arbeitet er mit grafischen Zutaten, die er in die Ölmalerei überträgt. Herauskristallisiert hat sich seine neue Bildsprache aus der vorherigen Werkgruppe „Nichtkinderkinder“. Hier umrankten die Formen bisweilen die Dargestellten als Beiwerk, nun werden sie zum Hauptgegenstand. Die Linie ist das tragende Element seiner aktuellen Arbeiten, die er als Serie „Hortus convulsus“ (verzerrter Garten) betitelt. Eine Anspielung auf den „Hortus conclusus“, den geschlossenen Garten, der in der christlichen Ikonographie und Mariensymbolik eine tragende Rolle spielt und ein wichtiges Bildthema in der bildenden Kunst darstellt. Die bewusste Verzerrung seiner Bildelemente führt zu einem besonderen optischen Reiz. Rott fasst einzelne Segmente farblich und schafft dadurch eine Gliederung. Seine Figuren, Körperteile und vegetabilen Ornamente scheinen jedoch den Regeln der Perspektive zu trotzen. Fast hat man den Eindruck, es handele sich um eine Collage. Schattierungen unterstreichen dieses Gefühl und lassen die Leinwand ins Dreidimensionale aufbrechen. Dieses illusionistische Spiel zwischen Vor- und Hintergrund hat Andreas Neufert als „Zeitgleiche aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ interpretiert. Der reliefhafte Charakter seiner Malerei ist charakteristisch und lässt den Betrachter seiner Werke staunend und fasziniert zurück. (E.W., E.D.L., J.D.)