Ida Kerkovius

(Riga 1879 - 1970 Stuttgart)

Ida Kerkovius wurde am 31. August 1879 in Riga in Lettland geboren.
Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend im Baltikum und besuchte in Riga eine Privatschule. Nach ihrem Hochschulabschluss siedelte sie nach Berlin über. Fasziniert von der Ausstellung einer Hölzel-Schülerin fasst sie im Jahre 1902 den Entschluss, ihr Studium in Dachau bei München fortzusetzen, wo der deutsche Maler und Kunsthistoriker Adolf Hölzel eine private Malschule gegründet hatte. 1908 zog sie nach Stuttgart und studierte an der dortigen Kunstakademie und wurde Meisterschülerin Hölzels, später schloss sie sich seinem Kreis an, zu dem Repräsentanten der Stuttgarter Moderne wie zum Beispiel Oskar Schlemmer, Max Ackermann, Richard Adolf Fleischmann oder Willi Baumeister zählten.

1920 ging sie an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Sie lernte dort den Schweizer Maler und bedeutenden Kunsthistoriker Johannes Itten kennen. Ida Kerkovius wurde am Bauhaus Schülerin von Paul Klee und Wassily Kandinsky.
1933 wurden Ida Kerkovius und ihre Werke als "entartet" diffamiert. Die Künstlerin wurde mit einem Ausstellungsverbot belegt. Sie zog sich nach Stuttgart zurück und arbeitete dort weiterhin als Malerin und Bildteppichweberin. Trotz der starken Einflüsse durch Adolf Hölzel fand Ida Kerkovius zu ihrer eigenen Bildsprache. Von Hölzel übernahm sie die leuchtenden Farben und den flächigen Kompositionsstil, um eine größtmögliche Bildharmonie zu erreichen.

Nach dem Krieg wurden ihre Werke einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Sie erwarb sich den Ruf einer bedeutende Repräsentantin der deutschen Klassischen Moderne. Zu ihrer Motivik zählten unter anderem Blumenstillleben, Figuren oder Landschaften, die sie in einem kubistischen Bildcharakter und expressiver Farbgebung ausführte. Ab dem Jahr 1950 begab sie sich öfter auf Reisen, die sie nach Südfrankreich, an den Gardasee oder nach Ischia führten. 1954 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen und ihr Werk mit zahlreichen großen Ausstellungen geehrt.
Im Jahr 1958 wurde sie zur Professorin berufen, Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart sowie Ehrenvorstandsmitglied des deutschen Künstlerbundes.
Ida Kerkovius starb am 7. Juni 1970 in Stuttgart.

1978 stellte die Galerie Döbele (damals Kunstpassage beim Obertor) Ida Kerkovius erstmals bei sich in einer Einzelausstellung unter dem Titel "Ida Kerkovius. Ölbilder, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen, Mischtechniken" aus. Seitdem ist sie regelmäßig in Gruppenausstellung mit Einzelwerken präsent.

Vita

31.08.1879
geboren in Riga als 4. von 12 Kindern
1899
Diplom an der privaten Jung-Stilling`schen Mal- und Zeichenschule in Riga
1903
Studium bei Adolf Hölzel in Dachau
1908
Private Malschule von Adolf Mayer in Berlin. Fortsetzung des Studiums an der „Königlich Württembergischen Akademie der bildenden Künste“ in Stuttgart bei Adolf Hölzel
1911
Meisterschülerin und Assistentin Hölzels mit eigenem Atelier an der Akademie
1913
Johannes Itten wird ihr Schüler
1914
Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs werden ihr als russische Staatsangehörige Meisteratelier und Lehrbefugnis entzogen, bezieht ein neues Atelier in der Urbanstraße 53, Stuttgart, der größte Teil des Familienvermögens geht verloren
1915 - 1918
In den Kriegsjahren nimmt Hanna Bekker vom Rath bei ihr privaten Mal- und Zeichenunterricht, später wird sie eine ihrer wichtigsten Galeristinnen werden 1916, Beteiligung an der Ausstellung „Hölzel und sein Kreis“ im Freiburger Kunstverein.
1920 - 1923
Schülerin am Staatlichen Bauhaus in Weimar, belegt Kurse u. a. bei Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Paul Klee und erlernt das Kunsthandwerk der Weberei, Teilnahme an der Bauhausausstellung von 1923
1924 - 1932
Beteiligung an zahlreichen renommierten Ausstellungen, 1930 erste Einzelausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart. 1924/25 und 1931/32 Reisen nach Paris, Hofheim am Taunus, Tirol, Lettland, in die Schweiz und Norditalien
1933 - 1938
Nach Machtergreifung der Nationalsozialisten werden zwei ihrer Arbeiten aus öffentlichen Sammlungen entfernt. Das Ölbild „Bild I“ (Visionen) wird 1937 in der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ zur Schau gestellt, dennoch erhält sie kein Berufs- oder Ausstellungsverbot
1938 - 1945
Neben kunsthandwerklichen Arbeiten verdient Kerkovius den Lebensunterhalt mit privatem Kunstunterricht, ihr Atelier wird zum Treffpunkt der Stuttgarter Kunstszene, 1944 wird Atelier durch Bombentreffer zerstört u. viele ihrer Werke vernichtet
1948
zwei wichtige Einzelausstellungen: im Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath und im Württembergischen Kunstverein, Stuttgart, Kerkovius avanciert zur gefragten Künstlerin
1950 - 1954
Mitglied im Deutschen Künstlerbund, 1954 Staatspreis und Bundesverdienstkreuz Erster Klasse
1958
Verleihung des Professorentitels
1959
Ausstellung zum 80. Geburtstag im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, Galerie Maercklin mit Erich Schurr ist neben Hanna Bekker vom Rath der wichtigste Galerist für Ida Kerkovius
1960 - 1963
Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart sowie der Künstlergilde Esslingen
1963
Studienreisen mehrmals nach S. Angelo/Ischia, u.a auch in die Bretagne und den Gardasee
1969
Zu ihrem 90. Geburtstag wird sie mit mehreren Ausstellungen, u. a. im Württembergischen Kunstverein und in der Stuttgarter Galerie Maercklin geehrt
1970
Ida Kerkovius stirbt am 8. Juni in Stuttgart
1978
erste Einzelausstellung bei Galerie Döbele (damals Kunstpassage beim Obertor) "Ida Kerkovius. Ölbilder, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen, Mischtechniken"